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Herbst 2023
Mein Schulhaus ist der Wald

Ein Dokumentarfilm von Natalie Pfister

30 Kinder verbringen ihre ganze Kindergartenzeit sowie die 1. und 2. Klasse im Wald.
Sie bewegen sich frei auf einem riesigen Waldareal und lernen mit und von der Natur.
Der Film begleitet sie über ein Schuljahr, zeigt ihre Eigenständigkeit und ihren inneren Reichtum - aber auch die Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Auch hier im Wald stossen die Kinder auf und an Grenzen verschiedenster Art.

Inhalt
Der Film gibt Einblicke in die Welt der Kinder unter sich. Ein Schuljahr lang taucht er in ihren Alltag im Wald ein, wobei er sich dem Lernen und Wachsen der Erst- und Zweitklässler:innen verschreibt, ihrem Forschen, Ausprobieren und Erschaffen nachspürt, Momente des Erkennens, aber auch des Scheiterns dokumentiert.
Bis auf den Mittwochvormittag findet der Unterricht ausser bei Sturm das ganze Jahr auf einem Waldplatz in Baden statt. Hier ist offenes Lernen angesagt und im täglichen “Freispiel” loten die Kinder auf dem riesigen Areal ihren Freiraum aus.
Die Waldschule wird nicht vom Kanton unterstützt. Deshalb wird sie als Privatschule geführt, die mit dem staatlichen Lehrplan konform ist.
Mein Schulhaus ist der Wald hebt einzelne Kinder hervor und zeigt, wie sie sich im neuen Schuljahr erst an ihre neue Rolle gewöhnen müssen - das Sozialgefüge hat sich für alle verschoben. Die Waldschulzeit der Zweitklässler:innen läuft im folgenden Sommer ab und bis dahin müssen sie für den Übertritt in die Volksschule fit gemacht werden. Zudem schwebt der Abschied für manche Kinder schon zu Beginn des Schuljahres bedrohlich über ihren Köpfen. Die meisten Kinder nehmen die Tage jedoch, wie sie kommen, denn auch das lernen sie im Wald. Das unberechenbare Wetter verlangt ihnen viel Anpassungsfähigkeit ab. Alle hoffen, dass die Waldübernachtung im Juni dieses Jahr nicht verregnet wird und überlegen sich schon Monate vorher wie sie dieses grosse Abenteuer am sichersten bewältigen können.
Über feinfühlige Beobachtungen ermöglicht der Film Einblicke in die Ressourcen und Kraft der Kinder, ihre Ansichten, Hoffnungen und Sehnsüchte und lässt uns über die Bedingungen von Kindheit, Wachstum und Bildung nachdenken.

Motivation der Filmemacherin
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Als ich noch Primarlehrerin war, wollte ich einen Schlussstrich ziehen unter den Unterricht, in dem die Lehrerin den still sitzenden Kindern ausgewähltes Wissen serviert. Ich wollte den Unterricht öffnen, damit die Kinder ihren Interessen und Neigungen entsprechend und aus eigener Erfahrung heraus lernen können. Dabei stand immer die Frage im Raum, wie viel Vorgaben und Anleitung Kinder brauchen um einen Lerneffekt zu erzielen. Weniger Vorgaben bedeuten mehr Freiraum. Wie würden sie ihn nutzen? Würde genug dabei herausschauen?
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Ich wollte immer mehr darüber herausfinden, wie Kinder mit Freiraum umgehen, was sie damit anstellen. Die grossen Fragen, die mich heute wie damals umtreiben: Ist der Mensch von Grund auf schöpferisch? Lernen Kinder aus eigenem Antrieb, was sie für ihr Leben brauchen (wie es manche Fachleute wie zum Beispiel Remo Largo postulieren) oder braucht es Anleitung und Förderung von Erwachsenen? Aber kann Anleitung durch Erwachsene erfolgreich sein, wenn beim Kind das Interesse fehlt? Wie können Erwachsene wissen, was für jedes einzelne Kind die angemessene Förderung ist?
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Mein Menschenbild geht davon aus, dass Kinder eine angeborene Motivation zum Lernen haben und dass sie schöpferisch tätig sein wollen. Aus der Praxis weiss ich natürlich, dass viele Kinder das Lernen-wollen ziemlich schnell aufgeben, wenn sie in die Schule kommen, zumindest, was den Schulstoff betrifft. Das hat viel damit zu tun, dass diese Kinder die Erfahrung von anhaltendem Scheitern machen, merken, dass sie den Erwartungen nicht genügen und keine Anerkennung erhalten. Es gibt verschiedene Konzepte um solche Erfahrungen des anhaltenden Misserfolgs zu vermeiden. Mich interessiert jenes, in dem die Mitbestimmung der Kinder im Zentrum steht.
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Alltag in der Waldschule
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Für die Kinder startet der Schultag um 8.30h am Bahnhof, wo sie von zwei Praktikantinnen mit dem öffentlichen Bus abgeholt und zum Waldareal begleitet werden. Hier gibt es ein solide gebautes Waldsofa und das “Nest”, ein mit liegenden Baumstämmen angelegtes Sitzrechteck (die Eltern bringen diese Einrichtungen regelmässig wieder in Schuss). Über diese beide Bauten können bei Regen Blachen gespannt werden. Ansonsten gibt es keine fixen Einrichtungen. Als Toilette dient der “Pipiwald”. Die Kinder treffen um neun Uhr auf dem Waldareal ein und jedes Kind hängt seinen Rucksack an seinen Haken an der Aussenseite des Waldsofas. Die Kindergartenkinder beginnen mit einem gemeinsamen Spiel, die Schulkinder absolvieren als erstes ihr Morgentraining: Rechenkärtchen in verschiedenen Schwierigkeitsstufen. Bald treffen sich alle gemeinsam zum Morgenkreis, darauf folgt ein meist einstündiges schulisches Programm. Häufig getrennt nach Kindergarten und Schulkindern, immer wieder aber auch gemischt, damit die Kleinen und Grossen miteinander und voneinander lernen können. Nach dem Znüni steht das Freispiel an, ein wichtiger Pfeiler der Waldschule und das Highlight des Tages.
Für die Kindergartenkinder umfasst der Stundenplan alle Vormittage. Am Dienstag und Donnerstag gibt es zusätzlich ein Mittagessen, das von den Eltern vor Ort über dem Feuer gekocht wird. Die Schulkinder haben auch die beiden Nachmittage nach dem gemeinsamen Mittagessen Unterricht im Wald, während die Kindergartenkinder dann nach Hause begleitet werden.

Produktion
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Länge: 50 Min.
Form: Fernsehdokumentarfilm
Sprache: Schweizerdeutsch mit deutschen, französischen und englischen Untertiteln
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Produktion: beyondstories GmbH in Koproduktion mit Schweizer Fernsehen SRF
Buch, Regie, Kamera, Produktion: Natalie Pfister
Ton: Tim Böckle und Stefan Nobir
Montage: Annette Brütsch
Tonstudio: Guido Helbling
Color Grading: Ueli Nüesch
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Ausstrahlungsdatum SRF Dok: tba
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